VON FELIX RETTBERG, Neue Westfälische vom 02. Juli, 2007
Kreis Herford. "Weitergeben statt in den Müll ?“ das ist doch ganz klar", sagt Volker Lange, Inhaber der Bäckerei Göhner in Westerenger. Seine Mitarbeiterin Nicole Specht füllt Heinz Uekermann, Ingo Neubauer und Hans Siemer gerade die blauen Transport-Kisten mit Fitness- und Mehrkornbrötchen, Berlinern und Donuts ?“ gerade einmal einen Tag sind sie alt. An Kunden kann sie Lange nicht mehr verkaufen. Dankbar hingegen nimmt das Männer-Trio das Backwerk mit.
Sie sind drei von insgesamt zehn Fahrern des Vereins "Herforder Tafel". Der sammelt im gesamten Kreisgebiet Lebensmittel ein, die ihnen Supermärkte oder Bäckereien überlassen, um es mit ihren Kollegen dann wieder an Bedürftige zu verteilen. Montags bis samstags sind sie mit dem eigenen Transporter unterwegs.
Seit einer Woche gibt der Verein in seiner ersten Zweigstelle diese Lebensmittel aus. Die Räume an der Engerstraße 6 in Spenge hat die Tafel dafür renovieren lassen. Seit Sommer 2004 kümmert sich der Herforder Verein darum, dass auch Menschen, die es sich finanziell nicht erlauben können, regelmäßig etwas Nahrhaftes auf den Tisch bekommen.
Insgesamt 1.500 Menschen hilft die Herforder Tafel derzeit, darunter sind allein 650 Familien. Berechtigt, hier Lebensmittel zu bekommen, sind Empfänger von Arbeitslosengeld II, von Sozialhilfe und Senioren mit sehr geringem Einkommen.
"Den Andrang können wir allein in Herford nicht mehr bewältigen. Deshalb wollen wir mit dieser weiteren Ausgabestelle sehen, wie sehr sich die Situation dort entspannen kann", erläutert Neubauer die Idee.
"Weil es in Enger und Spenge 60 bis 70 Berechtigte gibt, die derzeit noch zu uns nach Herford kommen müssen, wollten wir ihnen jetzt auch räumlich entgegenkommen. Das spart auch die Fahrtkosten", sagt die Vorsitzende Barbara Beckmann.
Gegen einen Betrag von 1 Euro für Erwachsene und 50 Cent pro Kind geben sie und ihre Mitarbeiter die Nahrungsmittel aus.
Um die Spenger Ausgabestelle dauerhaft betreiben zu können, musste Beckmann nicht lange auf ehrenamtliche Unterstützung warten. 23 Helfer aus Enger und Spenge hat sie mittlerweile auf der Liste stehen. Sie sortieren die angelieferten Lebensmittel in die Regale ein, sie geben sie mittwochs aus.
"Das ist schon bemerkenswert, dass es immer mehr solcher Initiativen überhaupt geben muss", sagt Christel Gaertner. Sie ist eine der neuen Helferinnen in Spenge. Eines hat sie sich mit ihren Kollegen zum Ziel gesetzt. "Wir wollen, dass sich die Menschen, die hierhin kommen, wohl fühlen. Sie sollen nicht das Gefühl haben, Almosen zu bekommen." Auch für Doris Hauptmann war es keine Frage, dass sie die Chance, andere vor Ort zu unterstützen, annahm: "Ich bin chronisch krank und daher selbst darauf angewiesen, dass ich Hilfe erhalte. Das ist es für mich selbstverständlich, auch andere zu unterstützen, soweit ich es kann."