Leckereien zum Weihnachtsfest

Herford. Die Herforder Tafel ist gestern mit der Ausgabe von Lebensmitteln an Bedürftige in die Weihnachtspause gegangen – unspektakulärer als 2014, wo man in diesem Zusammenhang auf mangelnde Unterstützung durch die Stadt und hohe Belastung der Mitarbeiter hingewiesen hatte.

Inzwischen gibt die Stadt 12.000 Euro im Jahr und zahlt den Eigenanteil an zwei von der Arbeitsagentur geförderte Stellen. 2016 werden sogar drei Hauptamtliche, fünf junge Leute des Bundesfreiwilligendienstes und vier Beschäftigte aus einer „Soziale Teilhabe"-Maßnahme die Ehrenamtlichen entlasten. 2.200 Menschen holen sich regelmäßig Lebensmittel. „Unsere Kunden verstehen, dass wir eine Pause brauchen", sagt die Vorsitzende Barbara Beckmann.

Dafür war das Angebot zu Weihnachten besonders reichhaltig. Am 5. Januar geht es wieder los, dann wird es erfahrungsgemäß viel Süßes geben, das nicht bis Heiligabend verkauft wurde.

Mit freundlicher Genehmigung der Neuen Westfälischen

23.12.2015

Text und Bild: Frank-Michael Stiel-Steinkamp

Link zum NW-Artikel

Großer Andrang bei der Tafel

VITAMINE EXTRA: RENATE HERZOG LEGT MAHMUD HASAN (27) AUS BANGLADESCH ERDBEEREN IN DEN KORB

Viele Flüchtlinge werden Stammkunden bei der

Lebensmittelausgabe am Bünder Fußweg

 

Karim (Name geändert) hat seine Kiste bis oben voll gepackt: Kopfsalate, Rucola, Käse, Brot, Radieschen, zwei vollreife Avocados, Paprika, Joghurt, Erdbeeren, fertige Salate aus der Kühltheke.

Dann legt er noch einen Strauß Rosen drauf, die gibt's heute extra bei der "Tafel".


Der junge Syrer gehört seit dem Frühjahr zur Kundschaft der Lebensmittel-Ausgabestelle am Bünder Fußweg. So wie er sind die meisten der in Herford lebenden Flüchtlingen zu Stammgästen der Tafel geworden. "Seit März haben sich bei uns 120 Asylbewerber mit 65 Kindern neu gemeldet - das entspricht der Zunahme an Flüchtlingen in diesem Zeitraum", sagt Tafel-"Manager" Hendrik Karczewski.

Der Andrang bereitet einige Probleme. Mehr als 1.700 Herforder Hartz-IV-Empfänger, Flüchtlinge und Rentner haben sich inzwischen als Tafel-"Berechtigte" einen Ausweis ausstellen lassen. Jeder darf einmal pro Woche kommen, die meisten tun das auch. "Damit stoßen wir an unsere Grenzen", sagt Tafel-Gründerin und Vorsitzende Barbara Beckmann.

Dienstags ist besonders viel los vor und in den Räumen des Vereins, der in Supermärkten aussortierte aber einwandfreie Lebensmittel sammelt, sortiert und an Bedürftige weitergibt.

Mehr als 100 Nummern hat Farina Kösling an diesem Dienstag bereits kurz nach 13 Uhr verteilt, 20 werden noch dazu kommen.
Farina ist eine "Bufdi" (vom Bundesfreiwilligendienst) und sitzt an der Kasse, wo die Kunden nach Aufrufen der Nummer auch ihren symbolischen Obulus entrichten - zwei Euro pro Erwachsenem und 50 Cent pro Kind für eine große Kiste Lebensmittel.

Jetzt beobachtet sie, wie sich der wie eine kleine Markthalle hergerichtete Raum am Bünder Fußweg mit Kundschaft füllt. An den mit Helfern besetzten Ausgabestationen für Gemüse, Obst, Milchprodukte, gekühlte Ware, Salate und Brot decken sich die Kunden ein, so lange der Vorrat reicht. Heute gibt es zusätzlich eine Extra-Station mit Erdbeeren. Tiefkühlkost ist gerade nicht im
Angebot. Dafür gibt es Süßes von Ferrero.

"Wir bekommen immer mehr Großspenden direkt vom Hersteller", berichtet Karczewski, der im Auftrag des Landesverbands jährlich 1.200 Euro-Paletten mit TK-Pizza, Humana-Nahrung, Artikeln von Campino oder Ehrmann per E-Mail auf die 170 Tafel-Ausgabestellen in NRW verteilt.

"Es handelt sich um Ware, bei der schon nach der Herstellung feststeht, dass sie nicht verkäuflich ist."

Draußen auf der Grünfläche im Schatten eines Apfelbaums und im überdachten Vorraum warten jetzt immer mehr Kunden darauf, dass ihre Nummer angezeigt wird.

Bufdi Tobias bietet Kaffee für 30 Cents an, man kommt in entspannter Atmosphäre ins Gespräch. Nicht nur Kinder freuen sich auf das, was sie später einpacken können.

Ein junger Mann fragt, wie der Blumenkohl zubereitet wird, den er in der Hand hält. "Es ist schön, Dankbarkeit zu erleben", sagt Bufdi Farina. "Und die erlebt man hier oft."

"Genügend Lebensmittel, viele Spenden, über 50 ehrenamtliche Helfer, erstmals Unterstützung von der Stadt, ab September zwei bezahlte Stellen vom Jobcenter - es läuft gut bei uns", stellt Barbara Beckmann fest.

Noch kann ihr Verein den Andrang bewältigen, allerdings mit Mühe. Dienstags werden vorerst keine Kunden mehr angenommen. Beckmann: "Wir bitten sie, am Donnerstag oder am Freitag zu kommen." Karim hat seinen Einkauf inzwischen sorgfältig in Tüten verpackt. Dann schwingt er sich aufs Fahrrad. Die Rosen behält er in der Hand.

Mit freundlichen Genehmigung der

Neue Westfälische 2015

23.07.2015

Foto und Text Neue Westfälische- Hartmut Braun (Text) - Fotos FRANK-MICHAEL KIEL-STEINKAMP

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