Bericht: Eike J. Horstmann
Die Diskussion um die Essener Tafel, die aufgrund des hohen Anteils der Migranten unter den Nutzern ihres Angebotes nur noch Neukunden mit deutschem Pass aufnimmt, schlägt weiter hohe Wellen.
Auch die Leiterin der Herforder Tafel, Barbara Beckmann, kritisiert die Entscheidung der Essener, zusätzliche Ausländer von der Verteilung auszuschließen.
Die Arbeit der Tafeln sei ein zusätzliches, freiwilliges Angebot in der Gesellschaft, so Beckmann. "Wir müssen diese Arbeit nicht machen, aber wenn, sollten wir uns auch an unseren eigenen Grundsatz ,Tafeln helfen allen Menschen, die der Hilfe bedürfen‘ halten."
Dazu passe nicht, dass man die Kunden nach Herkunft aussuche oder man "mal eben festlegt, in unserem Fokus stünden Alleinerziehende, Senioren und Rentner."
Anteil der Deutschen in Herford konstant
Bundesweit nehmen laut Beckmann 10 bis 15 Prozent der Bedürftigen das Angebot der Tafeln wahr, so auch in Herford. Der Anteil der Deutschen sei in Herford konstant geblieben. "Von den Flüchtlingen kommen fast 100 Prozent zu uns", so die Tafel-Chefin.
Das liege unter anderem daran, dass diese von Sozialarbeitern und Behörden auf das Angebot aufmerksam gemacht würden und es im Gegensatz zu vielen Deutschen keine Hemmschwelle oder Scham gebe, zur Tafel zu gehen.
Dass die Essener Tafel fehlenden Kapazitäten mit möglichst wenigen Neuaufnahmen begegnen will, verstehe sie. "Aber man schließt eine bestimmte Gruppe vorübergehend aus, und begründet das mit dem Verhalten dieser Gruppe, was auf ein Nehmer- Gen zurückzuführen sei", kritisiert Beckmann. "Dabei betont man noch, das sei nicht rassistisch. Das verstehe ich nicht."
Wenn sich in den Räumen der Herforder Tafel Kunden übergriffig gegenüber anderen verhielten, seien die Mitarbeiter dafür verantwortlich, das abzustellen.
In Herford helfen viele Geflüchtete mit
"Es mag in Herford beschaulicher zugehen, als in Essen, aber bei uns helfen viele Geflüchtete bei der Tafelarbeit. Das ermöglicht bei Bedarf eine klare Ansage in arabischer oder kurdischer Sprache", sagt Barbara Beckmann. "Wer sich nicht benimmt, fliegt raus – egal welcher Herkunft."
Sie bedauert, dass bei der Diskussion um die Essener Tafel aus dem Blickfeld geraten sei, worum es bei den Einrichtungen eigentlich ginge.
"Wir retten gute Lebensmittel vor der Vernichtung, als Brücke zwischen Mangel und Überfluss in unserer Gesellschaft." Wenn es diese Lebensmittelverschwendung nicht gäbe, gäbe es keine Tafeln.
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